Freitag, 7. Januar 2011

Entspannung im Liegen

Heute geht es um eine Übung aus dem „Inneren Nährenden Qi Gong“ .

Dieses Qi Gong wurde in 3 Stufen aufgebaut,

die erste Stufe ist Innere und äußere Entspannung,

die in der zweiten Stufe mit konzentrierten Atemübungen weitergeführt wird,

die dritte und höchste Stufe ist die Stufe der Meister: Wu Wei, Höchste Harmonie und Leere, der Körper ist mit Umwelt und Kosmos eins, ruhig und leicht, ohne Form, ohne Polarität, das Qi der Natur wird vom Geist aufgenommen, der ganze Körper atmet durch die Poren,

Inneres Nährendes Qi Gong gehört zum „Stillen Qi Gong“. Schon im Ersten Blog wurde dargelegt, dass im Qi Gong das „Stille Qi Gong“ den Yin Aspekt und das „Bewegte Qi Gong“ den Yang Aspekt des darstellt. Nur wer beide Qi Gong Arten übt, kann die volle Wirksamkeit des Qi Gong zur vollen Entfaltung bringen.

Diese Übung ist leicht zu Erlernen und auch für Kranke bestens geeignet und bewirkt neben äußerlicher und innerlicher Entspannung ein verbessertes Allgemeinbefinden, einen tieferen Schlaf und eine gute Regulierung des Blutdrucks.

Voraussetzungen sind eine ruhige Umgebung, bequeme, eine nicht zu weiche und auch nicht zu harte Unterlage, lockere Kleidung, eng sitzende Kleidung sollte gelockert werden, Körper entleeren, nach Bedarf etwas trinken, als Unterlage kann ein Polster unter Kopf, Nacken und obere Schulterpartie gelegt werden kann. Die Halswirbel dürfen aber auf keinen Fall gebeugt werden. Bei Kältegefühl ist auch gegen eine leichte Decke zum Wärmen nichts einzuwenden. Bei verstopften Atemwegen sollte die Übung nicht praktiziert werden.

Der Übende liegt am Rücken, die Arme locker ausgestreckt seitlich neben dem Körper, die Hände mit den Handflächen nach unten.

Die Beine sind locker ausgestreckt, die Fersen sind beisammen, die Füße kippen zur Seite.

Der Liegende entspannt seinen Körper und prüft, ob er angenehm liegt. Er geht mit seiner Aufmerksamkeit vom Kopf über Nacken, Brust, Bauch und Rücken nach unten, die Lendenwirbel liegen locker auf der Unterlage (kein Hohlkreuz) und das Becken wird, falls es schief liegt, gerade ausgerichtet. Becken und Beine sind ganz locker. Der Atem fliest ruhig,langsam, sanft und gleichmäßig.

Die Augen liegen entspannte in den Höhlen, die Augenlider sind halb zu, die Augen sind nach unten gerichtet, um den Mund liegt ein leichtes Lächeln, die Zähne sind nicht aneinanderpresst, die Lippen sind fast offen und fast geschlossen, die Zunge liegt entspannt im Mund und berührt sanft den Gaumenbogen hinter den Zähnen.

Während man einige Minuten natürlich und ruhig durch die Nase ein und ausatmet richtet die Aufmerksamkeit ausschließlich auf das Atmen. Bald sollten herumschwirrende Gedanken von selbst immer weniger werden und das manchmal vorhandene geistige Geschwätz verschwinden. Aufkommende Gedanken nicht verfolgen, nicht abwehren, einfach nicht darauf einlassen und sich nicht kümmern. Das Atmen beobachten.

Mit der nächsten Einatmung atmet man „Ruhe“ in den Kopf ein, beim Ausatmen entspannt man Kopf, Gesicht, Stirn und Hinterkopf von oben nach unten. Die gesamte Muskulatur am Kopf wir bei jedem Atemzyklus immer beim Ausatmen von oben nach unten, also von der Schädeldecke nach unten entspannt. Das wird solange gemacht, bis diese Sektion tief entspannt ist,

dann folgt das Einatmen von „Ruhe“ in Hals, Nacken, Schultern, Arme und Hände,mit dem Ausatmen wird Hals, Nacken, Schultern, Arme und Hände von oben nach unten bis zu den Fingerspitzen entspannt.

Nach der Entspannung dieser Sektion folgen

dann Brust und oberer Rücken, das Prozedere ist das gleiche, einatmen von „Ruhe“, Entspannung des Segments von oben nach unten beim Ausatmen,

dann folgt die Sektion Bauch, Lenden- und Beckenbereich,

dem folgen die Beinen, also Oberschenkel und Unterschenkel,

und letztlich dann die Füße, von den Fußknöcheln bis zu den Zehenspitzen, mit besonderer Aufmerksamkeit auf die Entspannung der Fußsohlen und Zehen.

Nun sollte äußerliche und innerliche Entspannung eingetreten sein.

Hier wird noch einmal auf die Wechselbeziehung zwischen Entspannung der Muskulatur und der Gehirnrinde aufmerksam gemacht: Die Entspannung der Muskulatur überträgt sich auf die Gehirnrinde und ruft dort eine Entspannung hervor, die Gehirnrinde beruhigt sich.

Den Abschluss bildet die Phase des Ausruhens:

Die Aufmerksamkeit einige Minuten zwanglos auf das Dan-t'ien gerichtet.

Das Dan-t'tien ist das Hauptenergiezentrum im menschlichen Körper und liegt im Unterbauch, drei Querfinger unterhalb des Nabels.

Bevor man wieder aufsteht, atmet man einige mal tief ein und aus, streckt und reckt sich wie beim Aufwachen morgens im Bett, streckt Arme und Beine, gähnt nach Herzenslust, dreht den Körper einige mal nach links und rechts und setzt sich dann über die rechte Körperseite auf.

Die Entspannungsübung gelingt umso besser, je öfter man sie wiederholt.

Sie kann auch im Sitzen oder auch im Stehen gemacht werden. So kann auch beim Reisen im Zug oder Flugzeug oder als Mitfahrer im Auto die Zeit für eine Übung des Stillen Qi Gongs genutzt werden.

Zu allerletzt muss noch einmal betont werden, dass diese Phase des Ausruhens einen wesentlicher Bestandteil des „Inneren Nährenden Qi Gong“ darstellt, weil keine Regulierung des Organismus erreicht werden kann, wenn der Ausgleich der beiden Zustände von Yin und Yang nicht stattgefunden hat.

3 Kommentare:

  1. Den Zustand der absoluten Entspannung zu erreichen ist zu bestimmten Tageszeiten leichter, als zu anderen. Bei mir ist die Zeit nach der Tiefschlafphase am Geeignetesten. Das ist gegen 3 Uhr nachts. Wenn ich besonders offen bin, tritt ein Zustand der "Verzückung" ein, mein Körper fühlt sich an, als ob er sich zusammenzieht und immer mehr verdichtet.
    Das ist ein unglaublich gutes Gefühl, wenn man fühlt, wie die Energie in einen fliesst. Nach der Entspannung ist man wie erneuert und fallt in einen tiefen Schlaf.

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  2. Ich habe in meinem Blog über die Stille geschrieben, die ich erlebe.

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  3. Ein herzliches Danke an xbojoh für den wertvollen Kommentar. Nach der daoistischen Praxis ist die Zeit von 3 Uhr bis 5 Uhr morgens die beste Übungszeit. Schon vor tausenden Jahren teilten die Daoisten den Tag in Doppelstunden, in denen entweder ein Yin- oder Yangmeridian seine Haupttätigkeit hat. Der Beginn des Tages ist der Eintritt des Qi in den Lungenmeridian um 3 Uhr morgens. Das Qi bewegt sich zwar unaufhörlich den ganzen Tag durch die Meridiane, wird aber in den zugeordneten zwei Stunden der Hauptaktivität in dem entsprechenden Organ und dem dazugehörigen Meridian am stärksten wirksam. Das Üben zwischen 3 Uhr und 5 Uhr morgens bewirkt, dass das mit der Lunge aufgenommene "himmlische Qi" am besten transformiert und für den Übenden verwertbar wird.

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