Sonntag, 9. Januar 2011

Die „Inneren Nährenden Atemübungen“ , Teil 2

Die im Post „Innere Nährende Atemübungen“, Teil 1, vorgestellten Grundsätze für alle Atemübungen des „Inneren Nährenden Qi Gong“ gelten auch für die hier vorgestellte 2. Methode.

Die Atmung ist lang und tief, Bauchatmung, Ein- und Ausatmung erfolgt durch die Nase.

2. Methode: Atmung zur Stärkung des Yin

Das ist die Methode des sogenannten sanften Atmens.

Die Wirkung dieser Methode des „sanften Atmens“ tritt langsamer ein als die Wirkung der Methode des „harten Atmens“

Das „Sanfte Atmen“ stärkt die Funktionen des Parasympathicus .

Die Atemtechnik des „Sanften Atmens“:

Der Zyklus dieser Atmung beginnt mit der Ausatmung, die Zunge legt sich dabei locker in den Mund, dann folgt eine Pause, die Zunge bleibt unten, dann Einatmen, die Zungenspitze kommt hinter die oberen Schneidezähne und ohne Pause folgt das Ausatmen, wobei die Zunge wieder unten zu liegen kommt, und in der folgenden Pause liegen bleibt.

Das Prinzip ist beim harten und beim sanften Atmen gleich, beim Einatmen kommt die Zungenspitze immer hinter die oberen Schneidezähne an den harten Gaumen, beim Ausatmen geht die Zunge immer hinunter und liegt im Mund unten. In der Pause bleibt die Zunge immer, wo sie vor der Pause war. Bei der sanften Atmung bleibt sie in der Pause nach der Ausatmung locker unten, bei der harten Atmung bleibt die Zungenspitze in der Pause nach der Einatmung am harten Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen.

Ausatmen, man denkt dabei „entspannen“, die Zunge legt sich hinunter, dann folgt die Pause, die Zunge bleibt unten, man denkt in der Pause „still werden“, oder „Kraft und Gesundheit“, oder, wenn dann das Atemvolumen es zulässt, andere positive Wörter oder einen positiven, affirmativen Satz wie „alles ist gut“ etc.

Diese „sanfte Atmung“ wird empfohlen mit folgenden Symptomen:

Bluthochdruck, rotes Gesicht, Verdauungsprobleme durch Verstopfung, bitterer Geschmack im Mund, Mundgeruch, Herzklopfen, Schlaflosigkeit, aufbrausende Menschen.

Diese Atemtechnik kann wegen der beruhigenden Wirkung problemlos auch am Abend praktiziert werden.

Beide beschriebenen Methoden bewirken eine Harmonisierung von Yin-und Yang Aspekt,indem sie den vorliegenden Yang - Mangel (hartes Atmen) oder Yin - Mangel (sanftes Atmen) ausgleichen.

3. Methode: Atmung zur Stärkung von Yin und Yang

Die dieser Atmung zugrunde liegenden Prinzipien sind gleich wie die der vorher beschriebenen Methoden. Auch die affirmativen Wörter und Sätze können übernommen werden.

Unterschiedlich ist nur die Atemtechnik:

Einatmen – Pause - Einatmen - Ausatmen, Einatmen – Pause - Einatmen - Pause

Also Einatmen von etwa 50 bis 70 % der gesamten Einatmung , Zungenspitze kommt dabei hinter die oberen Schneidezähne, Pause, die Zunge bleibt oben, weiter Einatmen, Zunge bleibt oben, Ausatmen, Zunge geht hinunter.

Bei dieser Methode liegt der Schwerpunkt beim zweimaligen Einatmen, das von einer Pause unterbrochen wird. Das Ausatmen sollte aber keineswegs vergessen werden und zu kurz ausfallen, da die verbrauchte Atemluft ausgeatmet werden muss.

Die Methode zur Stärkung von Yin und Yang wird besonders empfohlen für:

Blut- und Energieschwache Personen, die immer müde sind, bei Magensenkung, für Diabetiker, für Krebspatienten in Rehabilitation.

Bei allen der in den drei Methoden vorgestellten Atemübungenübungen lenkt man die Aufmerksamkeit darauf, dass der Atem gedanklich in den Unterbauch fliesst, also in das untere Dantien, das ist das bereits beschriebene Hauptenergiezentrum des Menschen, das 3 bis 5 Querfinger unter dem Nabel im vorderen Unterbauch liegt.

Ziel ist es, die beschriebenen Übungen reflektorisch auszuüben. Um das zu erreichen, sollte jeden Tag geübt werden. Nach etwa drei Wochen regelmäßigen Übens empfindet man das Gefühl, dass die Atemluft beim Einatmen bis zu diesem Hauptenergie - Bereich (Dantien) gelangt. Das Ziel, eine guten Bauchatmung zu erlernen, ist damit erreicht und alle anderen positiven Wirkungen wie die Stärkung der Magen- und Darmperistaltik, Regulierung des Blutkreislaufes und die Verbesserung der Stoffwechselfunktionen werden nach und nach einsetzen und schon kurzfristig wird durch die Beruhigung der Gehirnrinde die Beruhigung des Gesamtorganismus eintreten.

Nicht vergessen, Abschluss ist immer die bereits beschriebene Phase der Ruhe.

Die beschriebenen Methoden lernte ich von Frau Dr. Liu Ya Fei im Jahre 1995. Sie unterrichtete mich in „Innerem Nährenden Qi Gong“ (Stilles Qi Gong), weiters in „Qi Gong zur Stärkung der Sehnen und des Energieflusses“ (Qi Gongin Bewegung) und in ergänzenden Übungen.

Vieles von dem hier Geschriebenen stammt aus Mitschriften von Gespräche mit
Frau Dr. Liu Ya Fei.

Frau Dr. Liu Ya Fei ist Chefärztin in der seit den fünfziger Jahren bestehenden Qi Gong Rehabilitationsklinik in Beidaihe.

Ihr Vater und Lehrer, der chinesische Arzt und Wissenschaftler Dr. Liu Kui-Chen publizierte 1955 seine wissenschaftlichen Erkenntnisse über die chinesische Atemtherapie, wodurch auch sowjetische Fachkreise darauf aufmerksam wurden. Die Ergebnisse von Dr. Liu Kui-Chens Arbeit waren so sensationell, dass auf dieser wissenschaftlichen Grundlage die atemtherapeutischen Heilanstalten in T'angschan, Schanghai und die Lungenheilanstalt Krim gegründet wurden.

Um diese alten atemtherapeutischen Heilmethoden in Heilanstalten anwenden zu können, mussten diese seit tausenden Jahren gesammelten Erfahrungen und Praktiken von Dr. Liu überprüft und auf ihren wissenschaftlichen Wert, sowie auf eine möglichst Breite Anwendbarkeit untersucht werden. Dr. Liu wendete diese Methoden zuerst in Selbstversuchen an und als er vom Erfolg überzeugt war, zunächst einmal mit großem Erfolg an Lungenkranken, später bei Magen- und Darmerkrankungen

In der Folge setzte dann in den Sanatorien eine intensive Forschungstätigkeit ein, deren Ergebnisse in Fachkreisen publiziert wurden und viele der auftretenden Heilerfolge konnten wissenschaftlich begründet werde.








© 2011Copyright: Dr. Reinhard Hörmann

2 Kommentare:

  1. Meine TCM-Ärztin, die Chinesin ist, sagte mir, ich soll nur zwei Drittel ausatmen, um noch Reserven zu haben. Sie lernt von einen Kung-Fu-Meister. Was sagen Sie dazu?

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  2. Das Atmen soll in der Regel im Qi Gong immer "sanft und leicht, tief und weich" sein. Ein- und Ausatmung sollten nie überzogen werden und müssen mühelos, fließend und ohne Anstrengung sein. Das Atemvolumen wird durch ständiges Üben verbessert, keinesfalls aber durch angestrengtes, überzogenes Ein- und/oder Ausatmen. Aus diesem Grund sind selbstverständlich immer Atemreserven vorhanden. Und zwar sowohl beim Aus-, wie auch beim Einatmen. Bei Selbstversuchen kann man so wie beschrieben atmen und dann zum Vergleich einmal den Atem komplett hinauspressen, um zu sehen, wie viel Volumen normalerweise noch vorhanden ist. Das Gleiche könnte man beim Einatmen probieren. Die "Drittelangabe" kann als guter Anhaltspunkt dienen.

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