Montag, 24. Januar 2011

Eine daoistische Übung zur Verbesserung der Bauchatmung

Eine jahrtausendalte daoistische Überlieferung lautet:

„Ist der innere Bauchbereich entspannt, so fließt das Qi frei und ungehindert“.

Die Atmung wird benutzt, um für Anspannung und Entspannung im Bauchraum zu sorgen und das Qi zu stimulieren. Es handelt sich nach daoistischer Überzeugung bei der Bauchatmung um eine Gesundheitsübung zur Bewegung der inneren Organe.

Laut daoistischer Überlieferung ist das die einfachste und ungefährlichste Methode, um das Qi im Atemrhythmus zu bewegen und in den Bereich Dant'ien (wenn nichts anderes angegeben wird, ist immer das untere Dant'ien, drei Querfinger unter dem Nabel gemeint) abzusenken. Das Absenken dient dem Sammeln und Bewahren des Qi.

Die Übung wird, völlig entspannt am Rücken liegend, durchgeführt. Die Aufmerksamkeit ist auf die Atmung, verbunden mit den durch den Atem ausgelösten Bewegungen von Brust und Bauch gerichtet.

Man legt die Hände auf den obersten Bereich des Brustkorbs, atmet ein und spürt, wie sich dieser Bereich ausdehnt bzw. hebt. Der Atem wird ganz locker ohne jede Anstrengung in den oberen Brustbereich geführt. Ziel ist die Beatmung der oberen Lungenflügel. Beim Ausatmen spürt man die Gegenbewegung des Brustkorbs in diesem Bereich.

Gelingt das, stützt man die Hände seitlich an die Rippenbögen und beatmet den mittleren Brustbereich. Die Rippen werden deutlich fühlbar beim Einatmen nach außen bewegt und gehoben, beim Ausatmen spürt man auch hier die Gegenbewegung.

Der dritte Bereich, auf den die Hände zu liegen kommen, ist der Unterbauch, der Dant'ien Bereich unterhalb des Nabel.

Beim Einatmen wird das Zwerchfell angespannt und abgesenkt und drückt auf die Gedärme und die Organe im Bauchraum.

Der Unterbauch wölbt sich heraus und hebt die auf dem Bauch liegenden Hände, beim Ausatmen senkt sich die Bauchdecke wieder ab und der Unterbauch wird entspannt. Das Zwerchfell entspannt sich ebenfalls wieder und kehrt in die ursprüngliche Lage zurück.

Wenn all diese drei Phasen des Einatmens gelingen, ist der Grundstein gelegt, die drei Phasen zu kombinieren und die Übung gemeinsam mit der vierten Phase, der Phase des Ausatmens, zu komplettieren.

Mit einer lockeren und sanft fließenden Einatmung wird erst der oberste, dann der mittlere Bereich des Brustkorbs und schließlich auch der Unterbauch, auf dem jetzt während der ganzen Übungsdauer die Hände übereinander liegen, beatmet. Es macht keinen Unterschied, ob die linke oder die rechte Hand zu oberst auf der anderen Hand liegt.

Ohne den Atem anzuhalten und ohne merklichen Übergang folgt daran die vierte Phase des Ausatmens, während der das Perineum, der Damm zwischen Anus und Geschlechtsorgan, leicht angespannt wird. Es kommt dadurch zur Anspannung des Schließmuskels und auch die Höhlung des Geschlechtsorgans wird leicht angespannt und angehoben.

Jede Atembewegung beeinflusst die Anspannung und Entspannung des Zwerchfells und bewegt stimulierend Magen und Darm. Dadurch wird das Zwerchfell gestärkt und die Elastizität der Blutgefäße im gesamten Blutkreislauf erhöht.

Während der Blutfluss im Kopfbereich absinkt, steig er gleichzeitig im Bauchbereich an. Das führt zu einer Befreiung von immer wiederkehrenden Gedanken und die Gemütsverfassung wird ruhiger. Die Reflexe in den Nerven des verlängerten Rückenmarks am unteren Ende der Wirbelsäule werden entspannt.
Das Rückenmark endet zwischen dem ersten und zweiten Lendenwirbel, sodass in vier Lendenwirbel und im Kreuzbein und im Steißbein die Nerven des verlängerten Marks dessen Funktionen übernehmen.

Durch das Stimulieren des Qi wird der Körper widerstandsfähiger gegen Krankheitserreger und durch das Bewahren der Aufmerksamkeit auf dem Bereich des Unterbauchs, wo die Hände aufliegen, kommt es zum Absinken des Qi in das Dant'ien (Hauptenergiezentrum des menschlichen Körpers) und zur Stärkung des Meridiansystems (System der Qi Leitbahnen) und der Vitalkraft.


©2011 Copyright: Dr. Reinhard Hörmann

2 Kommentare:

  1. Ich find diese Atemübung ist sehr gut beschrieben und sehr einfach zu hause nachzuvollziehen. Ich würde mich zudem auch sehr für Atemübungen im Sitzen interessieren.

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  2. Diese Übung kann auch im Sitzen oder Stehen gemacht werden.

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