Freitag, 13. Mai 2011

Die Energiezentren im menschlichen Körper:

Um das Wesen und die Bedeutung der wichtigsten Energiezentren leicht verständlich darstellen zu können, folgt eine kurze Zusammenfassung aller diesbezüglichen Ausführungen in vorangegangenen Posts.

1.Im daoistischen Weltbild wird das Gefüge von KörperGeistSeele in seinen Teilbereichen nicht isoliert gesehen, sondern im funktionalen Zusammenhang des gesamten körperlichen Geschehens.

Im körperlichen Geschehen spielen Qi und das Fließen von Qi eine entscheidende Rolle, weil mit den damit verbundenen Funktionsvorgängen Rückkopplungseffekte im vegetativen und hormonellen System verbunden sind. Darüber hinaus gibt es einen solchen Effekt im sensiblen System der Schmerzleitbahnen.

2.Wir sollten uns die Energie-Leitbahnen, Meridiane und Nebenmeridiane etc. nicht allzu real als tatsächliche Kanäle im materiellen Sinn vorstellen, sondern eher als ein System von fein-stofflichen Energien, die in Verbindung mit Nervenbahnen, Blut, Lymphe und anderen Substanzen im Körper kreisen und nicht nur ein lebenswichtiges Versorgungssystem darstellen, sondern auch ein vitales Informationssystem zur Übertragung von Informationen bilden.

3.Schon durch die kleinsten, verschiedenartigsten Reize werden essentielle Informationen zur Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen übertragen und das gesamte Energiesystem wird aktiviert, um eventuelle Disharmonien und Blockaden auszugleichen.

4.Die 8 Gefäße oder Wundermeridiane sollten besser nicht als Leitbahnen bezeichnet werden, sondern als Gefäße mit Strömungspotential. Diese Gefäße sind Energie Speicherseen (Reservoirs) und Energie-Ausgleichsbecken der Funktionskreise inklusive der entsprechenden Organe, nach denen die Funktionskreise benannt sind.

5.Mit der Geburt und mit dem Beginn der Atmung übernehmen die Energieleitbahnen, also die 12 Meridiane und die sogenannten Nebenmeridiane, die Aufgaben, welche die 8 Gefäße oder Wundermeridiane vor der Geburt im Fötus haben.

6.Bei der Entwicklung des heranwachsenden Menschen stellt die reichlich vorhandene Sexualenergie eine machtvolle Energie dar, die zur körperlichen und geistigen Reifung benötigt wird.

7.Lenkergefäß (Du Mai) und Dienergefäß (Ren Mai) können wir uns im Jugendalter als bis zum Überlaufen voll gefülltes Reservoir von Qi (insbesondere Yuan Qi und Jing) und Blut vorstellen.
Beide Gefäße, der am Rücken über den Nacken zum Scheitelpunkt am Kopf hoch führende Du Mai (Lenkergefäße) der im Zahnfleisch des Oberkiefers unter der Nase endet (Yang) und an der Vorderseite hinauf bis zum Endpunkt an der Zungenwurzel ziehende Ren Mai (Yin – Konzeptionsgefäß) befinden sich  in jugendlichen Jahren im Zustand der Fülle.

Das ist vergleichbar mit einem vitalen Baum, der im Frühling voll im Saft steht. Je näher der Winter kommt, desto schwächer wird der Saftstrom, bis er letztlich erlischt.

Beim Menschen ist das ähnlich. Hat der Mensch die volle Blüte erreicht, verliert seine Sexualenergie und Vital-kraft nach und nach an Potential. Das führt zum Ermüden und schließlich zum Stoppen der Strömungstendenzen und die Energie, die vorher kraftvoll nach oben drückte und die Zentren bis zur Schädeldecke (Bai Hui) mit Yang Qi versorgte, weicht zurück.
Der natürliche Alterungsprozess setzt ein, wenn die Energie im Du Mai im Bereich“ Dazhui“ (Großer Hammer oder Großer Wirbel Punkt ) zwischen 7. Halswirbel und 1. Brustwirbel nicht mehr hinauf zum Bai Hui strömen kann. Am Weg des Du Mai zum Bai Hui sind einige wichtige Pforten, die bei der Bewegung des Qi in den Kopf zu überwinden sind. Je weniger Pforten nach oben durchdrungen werden können, umso schneller schreitet der Alterungsprozess voran und die Vital-kraft schwindet.

Doch so, wie der gute (Hobby)Gärtner eine absterbende Pflanze durch Nährstoffe, Sprechen mit der Pflanze, berieseln mit Musik (Barockmusik), Licht, Sonne und Wärme wieder retten kann, können auch wir den Alterungsprozess durch den Einsatz sehr einfacher Methoden verzögern und die frühzeitige Alterung stoppen. Der Weg dazu führt über das Sammeln des Qi im untesten fein-stofflichen Energiezentrum und Aufsteigen des Yang Qi.

Dschuang Tse (3.Jh v. Chr.): „Benutze deinen Geist, um die Lebensenergie über den Du Mai nach oben steigen zu lassen. Dadurch kannst du deinen Körper gesund halten und dein Leben verlängern.“

8.Die Überzeugung der alten Chinesen, dass Materie und Energie eine Betrachtungsweise von „Ein und Demselben“ und daher ineinander wandelbar sind, wurde von der Atomphysik eindrucksvoll bestätigt. Wir wissen, dass Materie alleine eine Fiktion ist, Materie alleine gibt es nicht, Materie ist immer verdichtete Energie. „Durch Zusammenballung von Energie kann ein Körper und Leben entstehen, durch Zerstreuung entsteht der Tod“, wird aus dem alten China überliefert.

9.Daher ist auch der Mensch nicht nur strukturierte Materie, sondern auch ein physikalisch nachweisbares elektromagnetisches Kraftfeld, das nicht durch die Körperoberfläche begrenzt ist und über seine Körperhülle hinaus strahlt. Ob dieses messbaren elektromagnetische Feld tatsächlich nur auf elektromagnetische Wellen reduzierbar ist, oder ein Feld von verschiedenster fein-stofflicher Energien darstellt, kann von der Wissenschaft nicht beantwortet werden. Bei vertieftem Üben von Qi Gong entsteht beim Übenden eine sensibilisierte Wahrnehmen. Menschen mit verfeinerter und differenzierter Wahrnehmung können diese Frage für sich beantworten.

10.Beim Menschen ist das fein-stoffliche Energie-Feld ebenso vorhanden wie die körperlichen Strukturen. Dieses Gesamtsystem (aus Feinstoff und Materie) reagiert schon auf die kleinsten Reize, seien sie mechanischer Art wie durch Nadeln oder Druck, sei es Hitzeeinwirkung oder fein-stoffliche Reize wie Schwingungen , Schallwellen, Röntgen, Laser, Licht, Farben etc. oder seien es eigene innere Vorgänge wie Emotionen, Gefühle oder Vorstellungen und Lenkung der Aufmerksamkeit in Meditation und Qi Gong.

11.Der Mensch ist ein offenes Energie-System, das permanent mit den umgebenden Energie-Systemen kommuniziert und Energien (Informationen) austauscht. Das alles geschieht wie bei kommunizierenden Gefäßen. Die Energie fließt immer von der Fülle zur Leere. Mit wem ich meine Zeit teile, mit dem teile ich auch meine Energie!

12.Hier sei auf die Analogie Makrokosmos (Universum) und Mikrokosmos (Mensch) hingewiesen. Im Universum (als Manifestation des Dao) ist nach Überzeugung der Daoisten der Sitz der Urenergie, auch kosmisches Qi genannt, das der Mensch, der ja seinen Platz in der Mitte zwischen Himmel und Erde gefunden hat, immerwährend aufnimmt.
Das Zentrum dieser Ur Energie (Dao) als die Quelle aller Lebenskraft versorgt vom Zentrum hin zur Peripherie alle anderen unzähligen Energiefelder (alles Lebendige) mit dieser Energie. Jeder Körper im Raum ist als ein offenes Energie-System mit der Fähigkeit ausgestattet, diese Energie aufzunehmen, zu transformieren und abzugeben. Dazu bedient sich der (Energie)Körper einer Vielzahl der in ihm angelegten Energiezentren und behält dadurch das labile Gleichgewicht in seinem Energiesystem im Inneren und nach außen aufrecht.

Die 3 wichtigsten Energiezentren des Menschen:

In der daoistischen Philosophie gibt es ungefähr 12 Energiezentren, von denen drei davon als die Wichtigsten angesehen werden. Diese für den Daoismus typische Dreiteilung entspricht

„Himmel – Mensch – Erde“ sowie den drei Schätzen „Shen - Qi – Jing“.

Das „Obere Dant'ien“ („Shang Dant'ian“):

Das „Obere Danti'ien“ (die "Halle des Lichts")  liegt im Inneren des Kopfes hinter dem Punkt „Tian Mu“, zwischen den Augenbrauen über der Nasenwurzel. Das ist der „Speicher des Geistes (Shen)“ und reicht nach hinten bis zum Ende des harten Schädels. Dieses Energiezentrum ist mit den darunter liegenden Energiezentren „Mittleres Dant'ien“ und „Unteres Dant'ien“ und dem Punkt „Bai Hui“ an der Schädeldecke (Mitte) und dem Punkt „Hui Yin“ in der Mitte des „Perineum“ durch das „Zentralgefäß“, dem „Wunder Meridian“ „Chong Mai“ verbunden. Durch den „Bai Hui“ tritt das „Kosmische Qi“ ein und sinkt durch den „Chong Mai“ in alle darunter liegende Energiezentren.

Die Funktion des „Oberen Dant'ien“ betrifft alles „Mentale“, also Denken, Unbewusstes und Intuition.

Das „Mittlere Dant'ien“ („Zhong [Chong]Dant'ien“):

Das „Mittlere Dant'ien“ liegt in Brustmitte hinter dem Brustbein. Das ist die „Kammer des Qi“
und ist mit dem „Oberen und Unteren Dant'ien“ und mit „Bai Hui“ und „Hui Yin“ durch den Wundermeridian „Chong Mai“ verbunden.

Das „Mittlere Dant'ien“ ist Ort der Transformation vom „Brust Qi“ und „Yuan Qi“ zum „Zhen Qi“ („Wahres Qi“) und hat über das Brust Qi (Zong Qi) besondere Bedeutung für Herz, Lunge und Leber

Die Funktion des "Mittleren Dant'an betrifft alles "Emotionale".

Das „Untere Dant'ien“ („Xia Dant'ien)“:

Das „Untere Dant'ien“ liegt im Unterbauch, etwa 3 -4 Querfinger unter dem Nabel. Legt man die Hände vor dem Unterbauch mit den Handflächen nach oben ineinander, und zwar so, dass sich die Damenkuppen berühren und ein sogenanntes „Tigermaul“ formen, also, dass die Daumen schräg aufgestellt sind, so liegt in der Mitte des „Tigermauls“ das Dant'ien im Unterbauch. Das „Untere Dant'ien“ ist der Yang-Qi Speicher im Unterbauch, in dem „Jing“, „Qi“ und „Shen“ zusammenfließen . Wann immer „Dant'ien“ gesagt oder geschrieben wird, ist diese Dant'ien gemeint.
Die Funktion des "Unteren Dant'ien"  betrifft das  "Biologische".

Die Daoistische Tradition kennt 12 Energiezentren, sie werden als Hallen, Tore, Pforten oder Felder und Plätze bezeichnet. T'ien oder Tian wird mit Platz oder Feld übersetzt. In alter Zeit fanden die sakralen Feste auf großen und besonderen heiligen Plätzen statt. Deshalb hat auch T'ien
im Zusammenhang mit „Dant'ien“ eine besondere sakrale Bedeutung. Dan (Tan) ist das Zeichen für Zinnober, aber auch für medizinische Pillen oder Pulver. In der Überlieferung wird Dant'ien als Feld des Elixiers, Meer des Atems und Goldener Ofen bezeichnet.

Die Bedeutung des „Unteren Dant'ien“ geht in der daoistischen Tradition weit über die der anderen Energiezentren hinaus.

Dieses „Untere Dant'ien“ steht im Mittelpunkt der daoistischen Meditation.

Die erste Belehrung, die ich von meinem Meister erhielt lautete:
„Ob du gehst, stehst, sitzt oder liegst, denke immer an dein Dant'ien. Lass es nicht los. Behüte es wie deinen einzigen Schatz!“

Warum wohl? Was wollte Meister You Xuande?

Ein daoistisches Sprichwort sagt: „Wo dein Geist ist (das Bewusstsein), ist auch dein Qi!“

Im „Tai Ji Chuan“ lautet der Grundsatz: „Der Geist lenkt, das Qi folgt!“

Und: „Der Geist lenkt das Qi und das Qi lenkt den Körper!“

Wenn wir die Aufmerksamkeit durch dauerndes Üben auf das „Untere Dant'ien“ richten, so kommt es in diesem fein-stofflichen Zentrum zu einer Ansammlung von Qi. Das Qi folgt dem Geist, also der Aufmerksamkeit.Verstärkt wird dieser Effekt, wenn wir uns auch darauf konzentrieren, den Atem geistig in den Unterbauch ins Danti'ien zu führen. Wir stellen uns dabei das Dant'ien als kleinen Ball vor, der bei jeder Einatmung so groß wie eine Tennisball wird und sich beim Ausatmen wieder verkleinert. Beim Ausatmen spannen wir noch leicht das Perineum an. Diese Übung ist eine sehr wertvolle Basisübung zur „Öffnung des Kleinen Himmlischen Kreislaufs“ und leitet die mit der Öffnung verbundene spirituelle Entwicklung ein.
Man lernt dadurch, Qi zu lenken. Nicht nur im Körperinneren, sondern auch nach außen.

Die genaue Beschreibung der Übung zur „Öffnung des Kleinen Himmlischen Kreislauf“  folgt in einem gesonderten Post!

©2011 Copyright: Dr. Reinhard Hörmann

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