Sonntag, 8. Mai 2011

Die 8 Wundermeridiane

Im Post „Die Energieleitbahnen im menschlichen Körper“ ist folgendes zu lesen:




Die 8 „Gefäße“ oder „Wundermeridiane“ verbinden die 12 Meridiane (Hauptenergieleitbahnen) und regulieren dort den Fluss von Qi und Blut. Sie dienen als Energiereservoir der jeweils mit ihnen verbundenen Meridiane und sind in ihrer Funktion vergleichbar mit den Überfluss- und Speicherbecken in unseren Wassersystemen. Sie leiten also Überschussenergie (Blut und Qi) ab und speisen sie bei Bedarf wieder ein.“
Sie sind, wie im Post über vorgeburtliches Qi beschrieben (Post „Qi des früheren Himmels“) mit den Nieren und dem dort gespeicherten Yuan Qi verbunden und lassen das „vorgeburtliche Qi“ bei Bedarf im Körper zirkulieren. Sie haben über die Hauptmeridiane eine Brückenfunktion zwischen dem „vorgeburtlichen“ und „nachgeburtlichen“ Qi.“
Die Wundermeridiane haben im Gegensatz zu den Meridianen kein symmetrisches Spiegelbild, das ihre Funktionen und Aufgaben übernehmen könnte.
Nur 2 der 8 Wundermeridiane haben Akupunkturpunkte, 6 Wundermeridiane haben keine Akupunkturpunkte, sie stehen jedoch über bestimmte Kreuzungs- und Vereinigungspunkte mit den Meridianen in Verbindung und können über diese in die Akupressur und Akupunktur einbezogen werden.

Das Lenkergefäß (Du Mai):

Du“ bedeutet Gouverneur, „Mai“ heißt Gefäß. Wie der Name schon andeutet, regiert das Lenkergefäß als Gefäß des Ur-Yang wie ein Gouverneur über alle Yang Meridiane.

Dieser Wundermeridian beginnt zwischen Anus und Steißbein, passiert Ming Men (Tor des Lebens) und steigt über die Mittellinie des Rückens (er vereinigt sich durch einen Inneren Ast mit den Nieren) über Hinterkopf und Kopfmitte (Bai Hui (Himmelstor) zu Stirn und Nase und tritt zwischen Nase und Mund (Zahnfleischpunkt) zu seinem Ende im harten Gaumen ein.
Er wird auch als „Meer der Yang Meridiane“ bezeichnet, weil er die Energien der 6 Yang Meridiane bzw. Yang Organe ausgleicht. Sein Aspekt ist Yang. Er bildet im Bereich 7. Halswirbel und 1. Brustwirbel einen Kreuzungspunkt mit allen Yang Meridianen. Eine (Selbst)Massage dieses Bereichs im Uhrzeigersinn (tonisierend) bewirkt eine sofortige Anregung des Energieflusses und wirkt erfrischend und belebend.
Besonders wichtig ist, daß im Scheitelpunkt (Bai Hui, Mitte der Schädeldecke), auch Hundertfacher Sammler genannt, das bis hierher gelangte Qi nicht durch Abstrahlen verlorengeht. Dieser Bereich des Bai Hui soll in der Vorstellung immer von innen nach außen geschlossen sein. Das Qi, das es über den Rücken hinauf bis zu diesem Punkt geschafft hat, soll durch Aufmerksamkeit über Stirn und Nase zum Endpunkte im harten Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen gelenkt werden. Durch die dort platzierte Zungenspitze wird die sogenannte Elsternbrücke gebildet, wodurch das Qi durch die Zunge und Zungenwurzel zum Endpunkt des Dienergefäßes (Ren Mai) gelenkt wird. Von der Zungenwurzel fließt das Qi in der Furche zwischen Kinn und Unterlippe in den außen verlaufenden Teil des Ren Mai. Von dort wird das Qi durch die Vorstellung über den Ren Mai über Mitte Brust und Bauch zum unteren Dant'en (3 Querfinger unter dem Nabel im Bauchinneren) hinunter geleitet Eine genaue Beschreibung folgt in einem neuen Post mit dem Titel „Kleiner Himmlischer Kreislauf“.
Durch das Richten der Aufmerksamkeit auf das Sinken des Qi in das untere Dant'ien wird auch das Feuer (Yang, gebildet durch Atem und Aufmerksamkeit) im unteren Dant'ien gesammelt und unter das Wasser der Nieren (Yin) im Unterbauch gebracht , vermehrt und durch eine Art Destillation verfeinert.
Die Beschreibung folgt in einem eigenen Post.
Diese beschriebenen Vorgänge kommen nicht von selbst zu Stande.

Im Kopf unerlässlich kreisende Gedanken sammeln unsere Aufmerksamkeit im Kopfbereich und verhindern das Absinken des Qi. Das führt zu einer Energiefülle und Hitzestaus im Kopfbereich, wodurch als unangenehmer Nebeneffekt Kopfschmerzen entstehen können.
Menschen, die ihren Geist zu stark beanspruchen, zu viel nachdenken, insbesondere über Dinge, die sie zwar quälen, die sie aber nicht ändern können, konzentrieren viel Qi im Kopfbereich und können nicht loslassen. Wer nicht loslässt, ist angespannt und blockiert seinen Qi-fluß.

Diesen Menschen fehlt „Fangsong“, ein Zustand der Entspannung, Ruhe und Natürlichkeit, der durch einfache Übungen hervorgerufen wird. Im Laufe der Zeit verlagert sich der Körperschwerpunkt immer weiter nach oben, man wird dem Geistigen Zustand entsprechend auch körperlich immer verkrampfter und steifer. Der Gang wird unsicher und sieht aus, als ginge man wie auf „rohen Eiern“ oder „wie auf Eis“. Durch die Einheit von KörperGeistSeele manifestiert sich das auf allen Ebenen. Viele unserer sogenannten Zivilisationskrankheiten und psychosomatischen Störungen sind auf diese Faktoren zurückzuführen.

In einem solchen Fall kann auch ein Ungeübter mit ein wenig Vorstellungskraft die Zungenspitze an den Gaumenbogen legen und sich bei jeder Ausatmung vorstellen, wie von der Schädeldecke (Bereich Bai Hui) ausgehend wunderbar wohltuend temperiertes glasklares Wasser vom Kopf durch seinen Körper zu den Fußsohlen strömt. Das wird von der Vorstellung begleitet, dass alles Trübe uns Belastende aus den Fußsohlen tief in den Boden gespült wird. Wenn dabei die Atemzüge gezählt werden und das Gesicht, der Kopf inklusive die Augen und alle großen Gelenke (Schultern fallen lassen, Hüften durch vorschieben des Beckens wie beim Niedersetzen entspannen, leicht in die Knie gehen) entspannt werden, vergehen die Kopfschmerzen in der überwiegenden Anzahl der Fälle von selbst.
Wenn diese einfache Übung täglich im Sitzen, Liegen, Stehen oder Gehen, am Besten in frischer Luft gemacht wird, wandert auch der Schwerpunkt wieder hinunter zur Körpermitte und die quälenden Gedanken werden reduziert. Man hat dann täglich die notwendige Entspannung, um die Belastungen besser balancieren zu können. Diese Übung stärkt die Gelassenheit und gibt Kraft und Energie.

In der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) hat der Du Mai bei Krankheitssymptomen des Zentralnervensystems, übermäßiger Erregbarkeit und Steifheit der Wirbelsäule große Bedeutung.
 
 
Das Konzeptions(oder Diener-)Gefäß (Ren Mai):

Ren“ bedeutet „Verantwortlicher“. Das Konzeptionsgefäß als Gefäß des „Ur Yin“ ist verantwortlich für alle Yin Meridiane.
Dieser Wundermeridian entspringt bei den Nieren, zieht hinunter zum Damm (Perineum) und tritt im Punkt Hui Yin (Tor des Todes), genau Mitte Damm gelegen, an die Körperoberfläche und steigt die vordere Körpermitte über Schambein, Nabel, Brustbein und Hals hoch bis zu der Furche zwischen Kinn und Unterlippe, tritt dort in das Kiefer ein und endet in der Zungenwurzel. Von dem Punkt in der Furche zwischen Kinn und Unterlippe führt auch je ein Innerer Ast links und rechts über die Wangen zu den Augen.

Er wird auch als das „Meer der Yin Meridiane“ bezeichnet, weil er die Energien der Yin Meridiane bzw. Yin Organe ausgleicht. Er ist der polare „Yin“ Partner des Lenkergefäßes „Yang“.

Dieser Wundermeridian weist 24 Akupunkte auf und ist von großer Bedeutung für Erkrankungen des Urogenitalsystems und bei Asthma.

Das Zentralgefäß (Chong Mai):
 
 
Chong“ bedeutet soviel wie Schwung oder Impuls.
Nach Ansicht der Daoisten ist der Chong Mai das erste im Embryo entstehende Gefäß und gibt den Lebensimpuls. Er entspricht dem Ursprung des Lebensprozesses („Wu Ji“), aus dem sich dann Du Mai (Ur-Yang) und Ren Mai (Ur-Yin) (entsprechen dem „Tai Ji“) manifestieren.
Der Chong Mai verbindet sich im Körper mit Nieren und Unterem Dant'ien und tritt im Hui Yin
(Mitte Damm) an die Oberfläche des Körpers und (es bilden sich 2 Äste, die ) in Körpermitte an der Körpervorderseite bis zu den Lippen hochziehen.

Über den Punkt Hui Yin können über den Chong Mai alle Wundermeridiane aktiviert werden.

Der Chong Mai ist das Reservoir der Vitalität und Vermittler zwischen Du Mai und Ren Mai.
Durch eine daoistischen Übung, die in einem gesonderten Post behandelt werden wird, und „Kleiner Himmlischer Kreislauf“ genannt wird, wird auch der Chong Mai aktiviert, was auch zu dem „Fangsong“ Zustand (Entspannung, die als heiterer Zustand von Gelassenheit bei verstärkter Wachsamkeit empfunden wird) führt, wodurch der Fluss von Qi und Blut in allen Wundermeridianen aktiviert wird und damit mit Vitalität und Lebensfreude verbessert und völlig neu empfunden wird.
Der Punkt Hui Yin ( auch das „Tor des Todes“) sollte nach daoistischer Ansicht nach außen geschlossen sein. Das im Körper kreisende Qi sollte immer ungestört diesen Punkt passieren können.

Aber was heißt, „Hui Yin“ sollte geschlossen werden, wie kann das Qi passieren, wenn der „Hui Yin Punkt“ geschlossen werden soll?

Laut Meister You Xuande hießt das, dass man in der Vorstellung Qi an diesem Punkt nie nach außen treten lassen soll, wie man es etwa bei den z. B. „Lao Gong“ Punkten auf der Handinnenfläche hinausstrahlen lässt, um Qi zu übertragen (Wai Qi). Da der „Hui Yin“ Bereich in engem Zusammenhang mit den Wundermeridianen steht, würde der Austritt durch „Hui Yin“ Verlust von ererbtem Qi, von dem lebensnotwendigen nicht auffüllbaren Yuan Qi bedeuten und unsere Lebensspanne verkürzen.
In diesem Blog wurde schon auf die daoistische Meditation verwiesen, wo durch Konzentration auf das untere Dant'ien und Synchronisation von Atem und Geist (und Bewegung) aus allen Substanzen im „Goldenen Ofen“ (gemeint ist das untere Dant'ien) das reine Yang destilliert wird und über die acht Wundermeridiane allen Meridianen zum Weitertransport zu Verfügung steht.

Nach daoistischer Philosophie ist die sexuelle Triebkraft des Menschen die mächtigste Energie.
Ist der Mensch jung, so erzeugt sein Sexualtrieb eine so gewaltige Energie, dass sie sein ganzes Leben durchdringt und Körper, Psyche und Seele steuert. Das ist nicht nur ein bedeutender Aspekt für die Fortpflanzung und Erhaltung des Lebens, sondern auch für die geistige Schöpferkraft und für die Spiritualität.
Wird nun der Mensch alt und krank, so ist das, weil seine sexuelle Energie erschöpft ist.
Sexuelle Energie ist die aktivste aller Energien und hat deshalb Yang-Aspekt. Diese Energie materialisiert sich im Sperma des Mannes und im Menstruationssekret der Frau. Beide Substanzen haben, obwohl sie flüssig sind, Yang-Aspekt.

Mit zunehmendem Alter produziert der menschliche Körper immer weniger dieser wichtigen Essenzen bis deren Quellen endgültig versiegen und dem Menschen im wahrsten Sinn des Wortes „der Saft ausgeht“ und das Ende naht.
Die erste Konsequenz aus dieser Erkenntnis ist für die Daoisten das Vermeiden sexueller Ausschweifungen. Die Kraft der machtvollen Sexualenergie soll aber nach daoistischer Ansicht genutzt werden, um in höchste feinstoffliche Energie (Shen) transformiert zu werden. Deshalb wurde auch der Geschlechtsakt nicht abgelehnt, sondern von einigen daoistischen Schulen bewusst gefördert, um durch Vermeiden des Samenergusses (den Samenerguss steuern lernen!) diese machtvolle Sexualenergie in einer inneren Alchemie zu nutzen, um das Leben zu verlängern und die Schöpferkraft zum Erreichen des Dao (Erleuchtung) zu stärken.
Der Hui Yin heißt deshalb auch „Tor des Todes“, weil bei jedem Samenerguss Yuan Qi verloren wird und ein Stück Lebensspanne geopfert wird. Auch im abendländischen Kulturkreis wird ja der Orgasmus als „kleiner Tod“ bezeichnet.

Nach daoistischer Philosophie lässt der „Wissende“ Feuer (Intellekt) und Wasser (Zeugungsvorgang) nicht nach außen wirken und verliert dadurch nicht seine Lebensenergie.
Er hält sie im Körper und lässt sie einander gegenseitig befruchten. Das nannten die Daoisten „Pflege des Inneren“

Das Gürtelgefäß (Dai Mai):

Das Gürtelgefäß umgibt den Unterbauch wie ein Gürtel. Er ist das einzige horizontale Gefäß im menschlichen Körper und teilt den Körper in zwei Hälften. Dieser Wundermeridian ist ein Reservoir für Yang Qi und reguliert Leber Yang und Leber Qi. Energetisch beeinflusst er besonders den Körper unterhalb des Nabels z.B. bei Sexualstörungen und Verdauungsproblemen.

Das Yang Verbindungsgefäß (Yangqiao Mai):

Dieser Wundermeridian zieht sich von der Ferse und Außenseite der Beine seitlich am Rumpf hoch zu den Augen und ist eine Abkürzung des Blasenmeridians.. Er bringt Yang Qi hoch zu den Augen sorgt dafür, dass übermäßiger Stau von Yang Energie im Kopfbereich nach unten abgeleitet wird. Gelingt das nicht und es kommt zu Kopfschmerzen, dann hilft in den meisten Fällen die oben beschriebene Übung.

Das Yin Verbindungsgefäß (Yinqiao Mai):

Dieser Wundermeridian zieht vom Innenknöchel auf der Innenseite der Bein durch Genitalien und Dant'ien auf der Vorderseite des Rumpfes nahe der Mitte hoch zum über die Kehle und vorbei an den Mundwinkeln zum inneren Augenwinkel, dem, Punkt Blase 1, also dem Beginn des Blasenmeridians. Dieses Gefäß ist eine Abkürzung des Nierenmeridians und bring Yin Energie direkt zu den Augen. Es besteht ein Bezug zu den Genitalien und zur Nierenfunktion.
Das Yin Vereinigungsgefäß (Yinwei Mai):

Dieser Yin Wundermeridian zieht auf der Innenseite der Bein über die Hüften seitlich am Rumpf
hoch und dann zur Mitte und vereinigt sich mit dem Ren Mai, dem Meer des Yin.
Im Yinwei Mai vereinigt sich das Qi aller Yin Meridiane des Körpers , gleicht sie aus und hat eine große Bedeutung bei Yin Schwächekrankheiten.

Das Yang Vereinigungsgefäß (Yangwei Mai):

Dieser Wundermeridian zieht vom seitliche Fuß über die Außenseite der Beine und seitlich am Rumpf. Er vereinigt die Energien aller Yangmeridiane, gleicht sie aus und schützt den menschlichen Körper gegen pathologische Faktoren von außen. Leberfeuer (verursacht Schwindel und Ohrgeräusche) kann über dieses Gefäß abgeleitet werden.


©2011 Copyright: Dr. Reinhard Hörmann
 

 

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