Dienstag, 7. Juni 2011

Der Kleine Himmlische Kreislauf Teil 1, Xiao Zhoutian-Übung

Das sogenannte Öffnen des Kleinen Himmlischen Kreislaufs gehört zu den bekanntesten Daoistischen Meditationspraktiken und wird dem Stillen Qi Gong zugerechnet.
Diese daoistische Basis - Übung entspricht dem daoistischen Bild der „Drei Dant'ien“ und dem sie umgebenden Himmlischen Kreislauf, der auf den beiden Wundermeridianen „Lenkergefäß“ (Du Mai) und „Konzeptionsgefäß“ (Ren Mai) verläuft. Die Verbindung dieser zwei Wundermeridiane wird durch die Zungenspitze am harten Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen geschlossen.

Das Lenkergefäß („Du Mai“):

Du“ bedeutet Gouverneur, „Mai“ heißt Gefäß. Wie der Name schon andeutet, regiert das Lenkergefäß als Gefäß das Ur-Yang wie ein Gouverneur über alle Yang Meridiane.

Dieser Wundermeridian beginnt zwischen Anus und Steißbein und passiert den Steißbeinpunkt („Wei Lü“), dann den Lendenwirbelpunkt („Ming Men“) (Tor des Lebens) und steigt über die Mittellinie des Rückens über Hinterkopf und Kopfmitte „Bai Hui“ (Himmelstor) zu Stirn und Nase und tritt zwischen Nase und Mund (Punkt Mitte des Menschen [Ren Zhong]) an seinem Ende im harten Gaumen ein.


Der „Du Mai“ wird auch als „Meer der Yang Meridiane“ bezeichnet, weil er die Energien der Yang Meridiane bzw. der Yang Organe ausgleicht.

Das Konzeptions (oder Diener-)Gefäß („Ren Mai“):

Ren“ bedeutet „Verantwortlicher“. Das Konzeptionsgefäß als Gefäß des „Ur Yin“ ist verantwortlich für alle Yin Meridiane

Dieser Wundermeridian entspringt bei den Nieren, zieht hinunter zum Dammpunkt (Perineum) und tritt im Punkt Hui Yin (Tor des Todes), genau Mitte Damm gelegen, an die Körperoberfläche und steigt die vordere Körpermitte über Schambein, Nabel, Brustbein und Hals hoch bis zu der Furche zwischen Kinn und Unterlippe (Punkt Breifänger), tritt dort in das Kiefer ein und endet in der Zungenwurzel. Von dem Punkt (Breifänger [„Cheng Qiang“]) führt auch je ein Innerer Ast links und rechts über die Wangen zu den Augen.

Der „Ren Mai“ wird auch als das „Meer der Yin Meridiane“ bezeichnet, weil er die Energien der Yin Meridiane bzw. Yin Organe ausgleicht. Er ist der polare „Yin“ Partner des „Yang“ Lenkergefäßes „Du Mai“.

Der natürliche Qi Fluss verläuft also bei beiden Meridianen von unten nach oben.

Im „Kleinen Himmlischen Kreislauf“ wird jedoch das vordere Energiegefäß, der „Ren Mai“, dazu benutzt, das „Yin Qi“ in diesem Gefäß gegen seine natürliche Flussrichtung nach unten zu drücken, während im hinteren Gefäß Du Mai das feurige Yang Qi hoch-gedrückt wird.

Die Energie steigt also hinten in der Mitte des Rücken bis zur Schädelmitte Bai Hui hoch und vorne hinunter.

Die einzelnen Energiebereiche des Kleinen Himmlischen Kreislaufs:


Es wird zwar immer, wie auch in diesem Blog, von Punkten gesprochen, besser ist es aber, sich Energiezentren oder Energiebereiche mit verdichteten Zentren vorzustellen.


1.) Unteres Dant'ien (Xia Dant'ien):


Das ist der wiederholt in diesem Blog beschriebene Yang – Qi - Speicher im Unterbauch, der drei bis vier Querfinger unter dem Nabel, etwa 4 cm im Inneren gelegen und etwas so groß wie eine Zwiebel ist.


2.) Der Dammpunkt (Hui Yin):


Liegt in der Mitte am Damm zwischen Geschlechtsorgan und After. Dieser Punkt heißt auch „Tor (Pforte) des Lebens und des Todes“. Er sollte mental immer nach außen geschlossen sein. Für den inneren Qi – fluss [für Nei Qi (das Qi im Körper)] muss dieser Punkt offen sein, weil der Hui Yin Punkt die Qi Verbindung zur Ursprungskraft der Erde, zum ursprünglichen Yin, darstellt.
Nach außen muss diese Punkt immer geschlossen sein, um zu vermeiden, das Ursprungs Yin unwiederbringlich verloren geht.
Da durch diesen Punkt die Samenflüssigkeit hinaus-strömt und Leben entsteht, anderseits aber durch den Verlust von „Reinem Yang“ (Samen und Menstruationsflüssigkeit) das Leben verkürzt wird, heißt dieser Punkt auch „Tor des Lebens und des Todes“.
Blockaden des Dammpunktes können immer mit sexuellen Störungen in Zusammenhang stehen.


3.) Der Steißbeinpunkt (Wei Lü):


Wei Lü“ (Punkt „Große Kraft“) liegt an der Spitze des Steißbeins. Wei Lü bildet mit Du 1 (Chang Qiang), dem Beginn des Du Mai, das „Tor des Schwanzes“, also die 1. Pforte des „Kleinen Himmlischen Kreislaufs“.
Für die Daoisten ist hier das unterste Passtor und ein wichtiges Energiezentrum für das Yuan Qi in engem Zusammenhang mit der Sexualenergie. Impotenz und frühzeitiger Samenerguß können auf eine Blockade dieser Pforte hinweisen.


4.) Das Lebenstor (Ming Men):


Liegt zwischen 2. und 3- Lendenwirbel und ist die Projektion des Unteren Dant'ien nach hinten an der Körperoberfläche, es ist Sitz des MINGMEN–FEUER und der Wurzel der Essenz..
Ming“ ist „der Wille des Himmels“, „Men“ ist das Tor.
Im „Lebenstor“ ist das „Vorgeburtliche Qi“, das „Yuan Qi“ angelegt, zu einem Zeitpunkt, wo Vater und Mutter sich vereinigen. Der männliche Samen verlässt dieses Tor (beim Mann) und die weibliche Eizelle empfängt durch dieses Tor (bei der Frau), das legt die Lebensspanne fest, Ming Men ist also der Eingang (das Tor) zum Leben und zum Schicksal.
Tor des Lebens“ deshalb, weil basierend auf dem Trigramm Kan aus dem Buch der Wandlung (I Ging) die Theorie entstand, Ming Men sei das „Tai Ji“ des Mikrokosmos entsprechend dem „Tai Ji“ des Makrokosmos, aus dem das Ursprüngliche Yang und das Ursprüngliche Yin entstand.
Ming Men muss nach außen immer geschlossen sein, deshalb legen ältere Menschen beim Gehen intuitiv die Hände auf den Rücken und halten Ming Men zu.
Ming Men ist als 2. Pass oder Pforte vom aufsteigenden Yang Qi zu überwinden.


5.) Zhi Yang, Ankunft des Yang:


Bringt Yang Qi in den Brustraum, liegt zwischen 7. und 8. Brustwirbel, etwa auf Höhe der Schulterspitzen.
Der Bereich „Ankunft des Yang“ ist eine weiterer (3.) Pass, wo eventuelle Blockaden überwunden und aufgelöst werden müssen.


6.) Der Große Wirbel (Dazhui):


Liegt zwischen dem 7. Halswirbel und 1. Brustwirbel. Hier vereinigen sich alle Yang Meridiane des Fußes mit dem Lenkergefäß, es ist der Treffpunkt aller Yang Meridiane, die das „Klare Yang“ aufwärts zum Kopf transportieren. Das ist der 4. Passübergang, und je älter man wird und je schwächer der Druck des aufsteigenden Yang-Qi im Lenkergefäß wird, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit eines Qi Staus. Die Daoisten sehen hier den Sitz des Alterns. Kommt keine Energie in den Kopf, werden die Haare grau, fallen aus und die Haut wird fahl und schlaff. Die Zähne fallen aus und der Mensch altert frühzeitig. Durch das Üben des Kleinen Himmlischen Kreislaufs wie durch andere Qi Gong Übungen können diese Blockaden aufgelöst werden.


7.) Das Jadekissen (Yuzhen):


Liegt Mitte des unteren Hinterhauptes, knapp über dem Rand des Schädelbeins und ist die hintere Projektion des oberen Dant'ien nach hinten an die Körperoberfläche. Steht hinsichtlich des Alterns , das im Nacken und im Hinterkopf beginnt, eng mit Dazhui in Verbindung und muss durch Üben mental durchlässig bleiben. Dieser Bereich wird auch „Tor des Schweigens“ genannt und ist der 5. Pass.


8.) Der Scheitelpunkt, Himmelstor, Hundertfacher Sammler“, Bai Hui genannt:


Liegt auf der Mittellinie Schädel im Schnittpunkt mir einer Linie, die beide Ohrspitzen verbindet.
Das Qi, das hierher vordringt, muss das „Eiserne Tor“ (6. Pass) zwischen Jadekissen und Bai Hui überwinden und sollte nach unten zum „Dant'ien“ fließen und mental am „Abstrahlen“ gehindert werden. Mit zunehmendem Alter wird dieses „Eiserne Tor“ immer mehr zum Hindernis.


9.) Yin Tang, („Siegelhalle“), ein Quadratzoll zwischen den Augen:


Liegt zwischen den Augen und ist die Projektion des Oberen Dant'ien (Shang Dant'ien) nach vorne an die Körperoberfläche. Er ist das Qi Zentrum der Hypophyse. Dieser Bereich steht mit den geistigen und intuitiven Fähigkeiten in Verbindung und ist Sitz des rudimentären Organs „Drittes Auges“. Dieser Bereich ist wichtig beim Qi Gong (auch beim Kleinen Himmlischen Kreislauf) für die Bedeutung des Lächelns. Die Stirn und das Obere Dant'ien wird durch Lächeln entspannt und „Yin Tang“ kann besser von Qi durchflutet werden.


10.) Ren Zhong, die Mitte des Menschen, auch Shui Gou, Wassergraben genannt:


Liegt auf der Furche zwischen Nasenansatz und Oberlippe. Der Name „Mitte des Menschen“ kommt daher, dass die Nase bzw. der Atem dem Himmel zugeordnet wird und der Mund, bzw. die Nahrung, der Erde, und der Mensch befindet sich zwischen Himmel und Erde.
Von hier tritt das Qi über den Punkt „Yin Jiao“, (dem Zahnfleischpunkt über den oberen Schneidezähnen) durch das Zahnfleisch des Oberkiefers in den harten Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen ein. Über die Zunge, deren Spitze am harten Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen liegt und als Elsternbrücke dient, gelangt das Qi zur Zungenwurzel und in den Ren Mai.


11.) Cheng Qiang (Breifänger):


Liegt in der Furche zwischen Unterlippe und Kinn. Von hier kann das Qi, das über den Ren Mai von der Zungenwurzel im „Cheng Qiang“ an die Körperoberfläche kommt, nach unten gelenkt werden.


12.) Das Herznest (Xin Wo):


Liegt in der Mitte des Brustbeins und ist die Projektion des Mittleren Dant'ien (Zhong Dant'ien) nach vorne an der Körperoberfläche.
Das Herznest gilt den Daoisten als Sitz des emotionalen Herzens. Von hier wird das Qi ins Untere Dant'ien (Xia Dant'ien) geleitet. Hier schließt sich der Kleine Himmlische Kreislauf,
und ein neuer „Kleiner Himmlischer Kreislauf“ beginnt.


Praktische Tipps zur Übung im folgenden Post „Kleiner Himmlischer Kreislauf“ Teil 2




© 2011Copyright: Dr. Reinhard Hörmann






























1 Kommentar:

  1. Ohne diese Einzelheiten zu kennen, bin ich bei der Atemmeditation schon immer im Kreislauf gewesen, die aufsteigende Energie entlang der Wirbelsäule und die absteigende vom Kopfchakra zum Erdchakra.

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