Montag, 27. Dezember 2010

Was ist Qi Gong?

Das chinesische Schriftzeichen für Qi bezeichnet eine Naturkraft, die empirisch erfahrbar ist und ohne die Leben nicht sein kann.

Laotse, 5.Jh v. Christus definiert Qi als „Materie, die man nicht sieht, wie auch Luft Materie ist, die man nicht sieht.“

Meister You Xuande aus dem daoistischen Sakralbezirk Wudang Shan erklärt: „Qi ist mystisch, ohne Form, ist das Qi weg, so ist das Leben zu Ende. Qi ist also der Richter über unser Leben, über unsere Lebenslänge, es ist die Lebensessenz. Qi bewegt sich wie Strom wellenförmig. Staut frisches Qi vor einer Blockade im menschlichen Körper, so strahlt es schädlich aus, fließt altes Qi nicht ab, schädigt es die Organe.“

Qi ist Energielieferant für alle Auf- und Abbauvorgänge des lebenden Organismus und ausschließlich empirisch nachweisbar. Akkupunktur und Akkupressur lassen durch ihre Wirksamkeit auf das Vorhandensein von Qileitbahnen im Körper schliessen. Sind diese Leitbahnen (12 Meridiane und 8 sogenannte Wundermeridiane oder außerordentliche Gefäße) im Körper blockiert, so wird Zufuhr und Abtransport von frischem oder verbrauchtem Qi gestört und es kommt zu Funktionsstörungen und in weiterer Folge zu Erkrankungen zugeordneter Organe.

Gesundsein und durchgängige Transportwege sind eins.

Gesundwerden heißt: NICHT-DURCHGÄNGIGE Leitbahnen öffnen, frisches, mit hoher Energie geladenes Qi heranführen, altes, verbrauchtes Qi abtransportieren und ausscheiden.

Das Reine Qi, das von seiner Trägersubstanz – dem Sauerstoff der Luft und der aufgenommenen Nahrung – abgelöste Qi, kreist unentwegt in den Meridianen und Gefäßen durch den Organismus und gelangt dort hin, wo es gebraucht wird.

Das gebundene Qi gelangt mit seiner Trägersubstanz im Blut in die entferntesten Körperzellen.

Gong bedeutet Üben, Fähigkeiten erwerben, Arbeiten.

Qi Gong ist also intensives Üben mit Qi. Es ist ein jahrtausende altes chinesisches Selbstheilungssystem, bei dem Atem, Geist und Bewegung synchronisiert werden. Durch tägliches Üben kommt es zur Harmonisierung der komplementären Erscheinungsformen Yin und Yang und das überall vorhandene Qi, das wir über die Atemluft und Nahrung aufnehmen, wird in unserem Organismus vermehrt und intensiver an den Ort seiner Wirkung gebracht.

Beim Qi Gong werden nur kleine Areale der Großhirnrinde, die für den Bewegungsablauf zuständig sind, beansprucht und es kommt dadurch zur Entspannung weiter Teile des Großhirns und des gesamten Vegetativums.
Durch Üben erreicht man immer mehr einen meditativen Zustand tiefer Entspannung und Energieaufladung. Durch Üben erlangt man die Fähigkeit, Qi zu spüren, zu vermehren, zu nähren und zu lenken. Das führt zur Vermehrung unserer Lebensenergie, innerer Ruhe und Ausgeglichenheit und damit zu höherer Lebensqualität, Gelassenheit und Gesundheit.

Dem Prinzip von Yin und Yang entsprechend ergänzt man das Qi Gong in Bewegung auch durch Stilles Qi Gong, das unter Anleitung eines geschulten Trainers im Stehen, Sitzen oder Liegen geübt wird.

Die einfachste und erste Form des Stillen Qi Gong sind Entspannungs- und Aufmerksamkeitsübungen, wobei der Atemführung die höchste Aufmerksamkeit zukommt. Verschiedene Atemtechniken werden mühelos in den entsprechenden Atemübungen erlernt, der Körper ist ruhig, der Geist ist still, und das Qi wird kraft Aufmerksamkeit gelenkt und genährt.

Die Synchronisation von Atem und Geist führt letztlich bis hin zu höchsten Stufe, zur Meditation in höchster Harmonie und Leere, wo Körper und Umwelt eins werden, ruhig und schwerelos leicht, ohne Polaritäten, wo das Qi aus Natur und Kosmos über die Poren und Akupunkturpunkte aufgenommen wird und der Körper ohne jedes Zutun seine Reparaturarbeiten vornehmen kann.




© Copyright: Dr. Reinhard Hörmann

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